Backsteinkirche zu Funnix

Die Besiedlung der südlichen Frieslande von der Scheldemündung bis zur Unterweser war im 8 Jh. Abgeschlossen, wirtschaftlich mit den Franken verbunden, wurde Friesland nach und nach in das Reich der Merowinger und Karolinger eingegliedert. Die ersten Schritte der Verkündigung  des christl. Glaubens sind im westlichen und östl. Ostfriesland bis ins 11.Jh. vollzogen. Bis 1050 soll es in Ostfriesland im Bereich der Bremer Diözese bereits 50 Kirchen gegeben haben (bescheidene Holzbauten in Stabbauweise). Der Backsteinbau, der dieser Landschaft das besondere Gesicht verleihen sollte, setzte erst um 1200 ein.

Der romanische  Dorfkirchenbau auf der ostfriesischen Halbinsel nahm seinen Anfang im Jeverland (Saalschiff mit halbrunder Ostapsis und Eingängen in den Langseiten). Der grundsätzlich von der Kirche abgetrennt errichtete Glockenturm ersetzte in vielen Fällen eine älteren Glockenstuhl in Holzkonstruktion. Das östliche Ostfriesland, zunächst das Harlingerland, übernahm in der ersten Hälfte des 13. Jhs. dieses Grundrissschema. Wenig später ging man dazu über, die halbrunde Apsis durch einen  glatt geschlossenen Chor abzulösen und die Fassade durch Friese und Blenden zu schmücken: Kirche in Funnix!

Bezeichnend für die rege Bautätigkeit  des 13. Jhs. vor allem im Osten Ostfrieslands  war, dass keine adligen Grundherren oder Klöster als Gründer der Kirchen auftraten, sondern vielmehr freie Bauergemeinden, die im Kirchenbau wetteiferten. Die besondere Erschwernis des Bauens war die Tatsache, dass es keine natürlichen Baustoffe gab.

Es war erst der gebrannte Ziegel, der die Kirchengemeinden in den Stand setzte, in wenigen Jahrzehnten ein reiches Bauprogramm ohnegleichen zu erfüllen. Handwerkliche Fähigkeiten (Brennen und Aufmauern vermittelten Mönche aus den  nördlichen Niederlanden. Die Mauern dieser Kirchen, auf künstlich aufgeschütteten Wurten nur mangelhaft gegründet, gerieten im Laufe der Jahrhunderte  in Bewegung. Die auftretenden Risse und Setzungen ließen in den meisten Fällen die Gewölbekuppeln einstürzen.

Diese Problematik der unzureichenden Gründung traf auch auf die Funnixer Kirche zu. Auf  besonders steil aufgeschütteter Wurt wurde die Kirche ab 1330 errichtet. Als Saalschiff mit glattem Chorschluß und zugesetzten zwei Portalen in den Längsmauern. Die Decke aus drei Gewölben stürzte wohl schon im 15. Jahrhundert ein, wohl auch der Westgiebel, der dann um rd. 2,80 m zurückgebaut wurde und der Bau des Glockenturms erfolgte daraus. Westportal sowie Giebelaufbau dann in spätgotischen Formen.

Im Innern selten reiche Ausstattung. Passionsaltar aus dem späten 15. Jh., Barockkanzel von 1650 sowie Rokoko-Orgel von 1762. Heiligenfiguren aus dem 13., 14. und 16. Jh. (Thronende Maria, Anna Selbdritt sowie Marienklage).

Eine gründliche Instandsetzung des Innern sowie Errichtung eines neuen Dachstuhls erfolgte 1954/55. Bei dieser Renovierung wurde die Orgel auf die Westempore versetzt (wohl aus Gründen der Optik auf den Altar). Diese Maßmahme wurde bei der neueren Instandsetzung des Innern der Kirche im Jahr1984-86 wieder zurückgenommen, ein neuer Lettner errichtet und die Orgel wieder an den alten Platz versetzt.

Der Glockenturm wurde erst im Jahre 2007 komplett restauriert, eine Außenrenovierung des Mauerwerks der Kirche steht an.

Im Sommer ist die Kirche täglich für Besucher geöffnet.

www.kirchenkreis-harlingerland.de

Ansichten der Backsteinkirche St. Florian

Gemeindehaus Funnix